Aszidose

Azidose oder die Übersäuerung beim Pferd.

Ein ganz großes Problem, mit welchem ich in den letzten Jahren mehr und mehr bei Pferden konfrontiert werde ist die Übersäuerung.
Doch schauen wir uns mal an, was genau damit gemeint ist.
Unter Übersäuerung versteht man eine zu hohe Anflutung von Säuren. Säuren zeichnen sich dadurch aus, dass sie über Protonen (H+) verfügen und in der Lage sind, diese zu übertragen.
Die Ursachen sind häufig falsche Fütterung aber auch Stress, Austrocknung, Fütterung von siliertem Heu oder lange Raufutterpausen. Gerade Fütterungsfehler führen zu Störungen der natürlichen Fermentierung im Magen und Darm. Kommt es dann zu Fehlgärungsprozessen so entstehen in Magen bzw Dickdarm verschiedenste Säuren. Gerade gehäckseltes oder siliertes Futter machen hier oft die Probleme. Die Säuren werden im Pfortadersystem aufgenommen. Bevor es dann zur signifikanten Absenkung des pH-Wertes kommen kann, werden die Säuren aus dem Blutstrom aus- und in das Bindegewebe eingelagert.
Bei einem Säureüberschuss liegt innerhalb der Zellen ein zu hoher Anteil an Protonen vor. Meist schleicht sich daneben ein Mangel an Kalium in der Zelle ein, welches durch das Wasserstoffatom schlichtweg verdrängt wird. Hier würde im Normalfall die Carboanhydrase neutralisieren, tut sie aber nicht mehr. Störungen der Fermentierungsprozesse, insbesondere im Dickdarm, führen meist zur Ausprägung von Zinkmangel oder Störungen wie die KPU. Ist das Bindegewebe übersäuert, so spaltet die Leber aus der Aminosäure Glutamin Ammoniak ab und bildet daraus Glukose. Somit erhöht sich der Blutzucker und damit entsteht oft ein Insulinresistenz. Die Übersäuerung im Interzellularraum führt ebenfalls zum Austritt von Kalium aus den Zellen und blockiert gleichzeitig die Wiederaufnahme. Im Fortgeschrittenen Stadium hat man häufig leicht erhöhte Kaliumwerte im Blutbild. Die hohen Kalium-Werte sorgen für eine vermehrte Ausscheidung über die Nieren, wodurch Bicarbonat verloren geht. Jetzt steht dem Körper weniger Puffersubstanz zur Verfügung und es kann zu Kotwasser und Durchfällen kommen.
Die Umsetzung von lebenswichtiger Energie in den Zellen ist also abhängig von einem bestimmten pH-Wert. Eine Übersäuerung führt nicht nur zu einer Störung der Energieumwandlung, sondern der gesamte Stoffwechsel kann blockiert werden.
Woran erkennt man die Azidose?
Die Pferde wirken entweder schwammig. Sie gehen brettsteif oder unwillig, es kommt zu Muskelverspannung und Blockaden oder Ödemen. Zeitweise kommt es zu lokal stark erhöhter Temperatur in Schulter-, Nieren- und Flankenbereich. Bei Stuten kommt es zu Ödemen am Euter. Oft haben die Pferde auch angelaufene Beine. Ähnlich wie bei Magengeschwüren kann es sogar zu Futterverweigerung und Aufstoßen kommen.
Wenn entsäuert werden muss, dann richtig – bitte nicht einfach selbst loslegen, fragt einen Fachmann, Tierarzt oder Tierheilpraktiker.
Denn aufgrund der Tendenz der starken Säuren, Mineralien zu binden, ist besonders auf die Mineralisierung großer Wert zu legen. Die wenigstens kurmäßige Unterstützung mit Natriumhydrogencarbonat verschafft dem Organismus Erleichterung und wenn nur kurzfristig.
Wichtig ist eine geregelte Bewegung zur verbesserten Sauerstoffaufnahme, da auf diesem Weg Kohlendioxid aus dem Körper ausgeschieden wird.
Da ein Körper grundsätzlich bestrebt ist, sich von Säuren und Schlacken zu befreien kann eine Umstellung der Fütterung innerhalb von 14 Tagen bereits deutliche Anzeichen der Verbesserung bewirken.
Falls Ihr Fragen habt, meldet euch oder ruft eure Tierärzte oder Therapeuten, sie werden euch sicher helfen einen vernünftigen Fütterungsplan zu erstellen..